Key Takeaways
- Eine frühzeitige Planung der Unternehmensnachfolge ist entscheidend, um Know-how, Arbeitsplätze und regionale Wirtschaftskraft zu sichern.
- Da sich Krisen meist schleichend entwickeln, ermöglichen systematische Frühwarninstrumente rechtzeitige Gegenmaßnahmen.
- Da es kein zentrales Krisenfinanzierungsprogramm gibt, sind individuelle Finanzierungsstrategien in Zusammenarbeit mit der Hausbank, den Bürgschaftsbanken und den Förderprogrammen von entscheidender Bedeutung.
- Digitale Werkzeuge, Workshops und die persönliche Beratung der Handelskammer Hamburg unterstützen Unternehmer bei der Nachfolgeplanung, der Krisenbewältigung und der Erreichung langfristiger Stabilität.
Unternehmensnachfolge und Krisenbewältigung gehören zu den größten Herausforderungen für mittelständische Betriebe. Fehlende Planung oder verspätetes Handeln können zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen. Jan Schlüter von der Handelskammer Hamburg zeigt auf, wie Unternehmen frühzeitig handeln können, um den Fortbestand zu sichern.

Herausforderung Unternehmensnachfolge
Bis Ende 2025 wollen laut KfW-Research rund 231.000 Inhaberinnen und Inhaber mittelständischer Betriebe altersbedingt ausscheiden. Bis 2028 steigt diese Zahl auf 530.000. Die Lücke zwischen abgebenden Unternehmern und Übernahmeinteressierten wächst stetig. „Viele Nachfolger scheuen die Verantwortung oder ziehen es vor, selbst zu gründen“, erklärt Schlüter.
Diese Entwicklung hat tiefgreifende Folgen für die Volkswirtschaft: Bleiben Betriebe ohne Nachfolge, drohen Arbeitsplatzverluste sowie der Verlust von Know-how und regionaler Wirtschaftskraft. Ganze Wertschöpfungsketten können unterbrochen werden, was besonders in strukturschwachen Regionen gravierende Auswirkungen hat. Zudem sinkt die Wettbewerbsfähigkeit, wenn bewährte Unternehmen ersatzlos vom Markt verschwinden.
Angebote der Handelskammer
Die Handelskammer Hamburg bietet ein umfangreiches Spektrum an Unterstützungsleistungen, das weit über den klassischen Nachfolgedialog hinausgeht. Neben der moderierten Gesprächsplattform, auf der Abgeber und potenzielle Übernehmer gemeinsam mit HK-Experten und externen Fachleuten individuelle Strategien erarbeiten, stellt die Kammer zahlreiche Informations-, Netzwerk- und Beteiligungsangebote bereit. Jan Schlüter sagt hierzu: „Die aktive Einbindung der Unternehmer in Dialogformate ist oft entscheidend für den Erfolg einer Nachfolge.“
Auf der Dialogplattform www.hk24.de/mitreden können Unternehmer aktiv an Wirtschaftsdiskussionen teilnehmen, ihre Interessen einbringen und sich zu Themen wie Unternehmensnachfolge, Fachkräftesicherung oder Digitalisierung austauschen. Über die Plattform erhalten sie Zugriff auf aktuelle Projekte, Umfragen und Konsultationen, bei denen sie ihre Erfahrungen und Erwartungen einbringen können. So entstehen praxisnahe Lösungsansätze, die direkt in die Arbeit der Kammer einfließen.
Daneben organisiert die Handelskammer Hamburg Workshops, Fachveranstaltungen und individuelle Beratungen, die auf branchenspezifische Anforderungen eingehen. Durch diese Kombination aus direkter Mitgestaltung, fachlicher Expertise und persönlichen Kontakten wird der Übergabeprozess effizienter und nachhaltiger gestaltet. Schlüter betont, dass die aktive Einbindung der Unternehmer in solche Dialogformate oft entscheidend für den Erfolg einer Nachfolge ist.

Werkzeuge zur Nachfolgeplanung
Ein zentrales Hilfsmittel ist der Unternehmenswertrechner in der Unternehmenswerkstatt Deutschland. Dieses Online-Tool liefert eine fundierte erste Einschätzung des Unternehmenswerts, basierend auf Kennzahlen wie Ertragslage, Vermögensstruktur, Branchenumfeld und Zukunftsaussichten. Obwohl es keine professionelle Bewertung ersetzt, erleichtert es den Einstieg in Preisverhandlungen und schafft eine solide Gesprächsbasis mit Beratern, Banken oder potenziellen Käufern.
Die Unternehmenswerkstatt bietet darüber hinaus umfassende Materialien zum Thema Unternehmensnachfolge: Checklisten, Leitfäden, Zeitpläne und Projektmanagement-Funktionen, um den gesamten Prozess strukturiert zu gestalten und Fallstricke zu vermeiden. Es stehen zusätzlich weitere Tools bereit, die in enger Zusammenarbeit mit den IHKs entwickelt wurden. Interessierte haben die Möglichkeit, die Unternehmensübergabe oder -übernahme in sicheren Projekträumen vorzubereiten oder aktiv anzugehen – unterstützt durch praxisnahe digitale Werkzeuge und den direkten Zugang zu einem IHK-Experten.
Krisenerkennung und -bewältigung
Unternehmenskrisen entstehen in der Regel nicht plötzlich, sondern entwickeln sich über einen längeren Zeitraum. Oft sind erste Warnsignale, wie sinkende Auftragszahlen, schwindende Liquiditätsreserven oder steigende Verbraucher- und Erzeugerpreise, bereits früh erkennbar, werden im Tagesgeschäft jedoch leicht übersehen. Eine systematische und regelmäßige Analyse der wichtigsten Unternehmensbereiche ist daher entscheidend.
Ein kompaktes „Frühwarn-Cockpit“ kann hierbei wertvolle Dienste leisten, da es Kennzahlen zu Liquidität, Auftragslage, Personalsituation und weiteren relevanten Indikatoren bündelt. So werden Abweichungen vom Soll rasch sichtbar. Wer solche Entwicklungen rechtzeitig erkennt, kann gezielte Maßnahmen ergreifen, um die Zahlungsfähigkeit, Bonität und den langfristigen Unternehmenswert zu sichern – und so aus einer drohenden Krise gestärkt hervorgehen.
Krisensprechtage und Unternehmens-Check-up
Die Krisensprechtage der Handelskammer Hamburg bieten Unternehmern die Möglichkeit, sich bei drohenden Unternehmenskrisen frühzeitig professionelle Unterstützung zu sichern. In direkten Gesprächen mit Beratern der Handelskammer und Insolvenzanwälten können individuelle Problemstellungen analysiert und konkrete Maßnahmen zur Vermeidung einer Insolvenz erarbeitet werden.
Ergänzend dazu stellt der Bereich Unternehmenssicherung der Unternehmenswerkstatt mit dem Unternehmens-Check-up ein umfassendes Paket aus Tools und Wissensangeboten bereit. Es kombiniert interaktive Webinare, praxisorientierte Selbstanalyse-Tools und detaillierte Checklisten. Der Fokus liegt auf zentralen Bereichen wie Liquiditätsplanung, Kostenmanagement, Anpassung von Geschäftsmodellen an Marktveränderungen, Finanzierung in schwierigen Zeiten sowie der korrekten Interpretation der betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA).
Die Inhalte sind flexibel nutzbar: Die Webinare werden dauerhaft in einer Mediathek bereitgestellt, während die Arbeitsmaterialien und Tools in sicheren Projekträumen gemeinsam mit IHK-Experten zur Verfügung stehen, sodass Unternehmer jederzeit darauf zugreifen und eigenständig damit arbeiten können. Diese strukturierte Unterstützung ermöglicht eine systematische Früherkennung von Risiken, stärkt die Entscheidungsfähigkeit und trägt wesentlich dazu bei, die Zahlungsfähigkeit, Bonität und den langfristigen Unternehmenserfolg zu sichern.

Finanzierung in der Krise
Da es kein zentrales Krisenfinanzierungsprogramm für Unternehmen gibt, ist eine individuelle Strategie zur Absicherung der Liquidität besonders wichtig. Die Handelskammer Hamburg empfiehlt Unternehmen daher, frühzeitig das Gespräch mit ihrer Hausbank zu suchen, um gemeinsam passende Lösungen zu entwickeln. Kredit- und Förderbanken (siehe Kreditbanken oder Förderbanken) können beispielsweise flexible Kreditlinien, Tilgungsaufschübe oder Sonderfinanzierungen anbieten, die auf die jeweilige Situation des Unternehmens zugeschnitten sind.
Zusätzlich können Bürgschaftsbanken hinzugezogen werden. Diese sichern Kredite ab, erweitern somit die Finanzierungsmöglichkeiten und verringern das Risiko für die Banken. Auch branchenspezifische Förderprogramme und Zuschüsse können genutzt werden, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken.
Eine proaktive und gut vorbereitete Finanzplanung verschafft Unternehmen Sicherheit, erhält die Zahlungsfähigkeit und stärkt das Vertrauen von Geschäftspartnern und Mitarbeitern. Wer diese Optionen frühzeitig prüft, kann Krisen gezielt abmildern und den Unternehmenswert langfristig sichern.
Final Word
Für die Zukunftsfähigkeit mittelständischer Betriebe sind Unternehmensnachfolge und Krisenmanagement zentrale Themen. Die Handelskammer Hamburg bietet hierfür ein umfassendes Unterstützungsangebot, das digitale Werkzeuge, persönliche Beratung und Netzwerkmöglichkeiten umfasst.
Durch frühzeitige Planung, strukturierte Analyse und den gezielten Einsatz von Instrumenten wie dem Unternehmenswertrechner, Checklisten, dem Frühwarn-Cockpit und dem Unternehmens-Check-up können Unternehmerinnen und Unternehmer Risiken frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten.
Die Teilnahme an Workshops, Fachveranstaltungen und Dialogplattformen stärkt zudem die Kompetenz und Entscheidungsfähigkeit, erleichtert den Austausch mit Experten und erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Nachfolge oder Krisenbewältigung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Sicherung von Liquidität und Bonität durch proaktive Finanzplanung, individuelle Finanzierungslösungen, Bürgschaftsbanken und branchenspezifische Förderprogramme.
Wer diese Instrumente konsequent nutzt, kann drohende Krisen nicht nur abmildern, sondern auch den Unternehmenswert langfristig sichern, Arbeitsplätze erhalten und die regionale Wirtschaftskraft stärken. Rechtzeitige Vorbereitung, kontinuierliche Überwachung und professionelle Begleitung sind somit entscheidende Faktoren, um Betriebe nachhaltig zu stabilisieren und zukunftsfähig aufzustellen.